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Autor
Spiegelman, Nadja

Was nie geschehen ist

Untertitel
Aus dem Amerikanischen von Sabine Kray
Beschreibung

Als Kind glaubt Nadja Spiegelman, ihre Mutter Françoise Mouly sei eine Fee. Die erfolgreiche Art-Direktorin des New Yorker umgibt ein besonderer Zauber. Erst Jahre später, als Nadja allmählich zur Frau wird, bricht dieser Zauber. Immer häufiger trifft sie die plötzliche Wut der Mutter, ihre Zurückweisung, ihre Verschlossenheit. Nadja ahnt, dass sich in Françoises Ausbrüchen deren eigene Familiengeschichte widerspiegelt, und sie beginnt, der Vergangenheit nachzuspüren…
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Aufbau Verlag, 2018
Format
Gebunden
Seiten
394 Seiten
ISBN/EAN
978-3-351-03705-5
Preis
22,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Nadja Spiegelman, geboren 1987, wuchs in New York City auf und lebt heute in Paris und Brooklyn. Sie ist die Tochter des berühmten Comic-Autors und Pulitzer-Preisträgers Art Spiegelman und der Art-Direktorin des New Yorker, Françoise Mouly.

Zum Buch:

„Als ich klein war, beobachtete ich, wie meine Mutter vor jeder Begegnung mit ihrer Familie Haltung annahm, sich vorbereitete – ich sah den strengen Blick, mit dem sie sich im Spiegel musterte, und den Lippenstift, den sie wie eine Rüstung auftrug.“

Nadja Spiegelman macht sich auf den Weg in die Vergangenheit. Will verstehen, wer oder was die Beziehung ihrer Mutter zu deren Mutter belastet hat. Will wissen, was damals geschehen ist, und ist damit auch auf der Suche nach Antworten für ihre eigene Kindheit.

Dafür verlässt sie ihr geliebtes New York, begibt sich auf die Reise zu ihrer französischen Großmutter nach Paris. Von der noch rüstigen älteren Dame wird sie mit offenen Armen aufgenommen. Nadja trifft auf eine ungewöhnlich willensstarke Frau. Josée, ihre „Grand-mére“, wie sie allerdings nicht genannt werden will, lebt seit ihrer Scheidung alleine auf einem Hausboot und genießt dort ein von Männern befreites, selbstbestimmtes Leben. Behutsam baut sich eine intensive Beziehung der beiden auf. Mit klugen, einfühlsamen Fragen dringt Nadja mehr und mehr in längst vergessene Erinnerungsschichten ihrer Großmutter vor. Schaut und hört genau hin. Das bleibt selbstverständlich nicht ohne Wirkung auf ihr eigenes Empfinden und Selbstbildnis. Hilft es, das Verhalten ihrer eigenen Mutter besser zu verstehen?

Eine gemeinsame Reise der drei Frauen wird geplant und realisiert. Viele schöne und weniger schöne Erinnerungen kommen dabei an die Oberfläche. Nicht alle stimmen auch überein, es gibt eben nicht nur die eine Wahrheit. Dennoch, es ist ein Weg, das Verhalten, die Persönlichkeit der anderen zu verstehen. Schmerz, Verletzungen, Übergriffe haben sich tief in die Seelen eingegraben. Auch wenn einiges weiterhin im Dunkeln bleibt oder bleiben soll, verändern die Gespräche das Leben und Miteinander dieser drei Frauen. Erzählend, zuhörend, verstehend finden sie mehr als nur eine versöhnliche Annäherung zueinander.

„Das Leben kann nur in der Schau nach rückwärts verstanden, aber es kann nur in der Schau nach vorwärts gelebt werden.“ Sören Kierkegaard

Drei Frauen, drei Generationen, drei Leben. Nadja Spiegelman hat daraus ein fantastisch authentisches Buch gemacht. Soviel Lebensweisheit würde man bei einer Autorin, die gerade mal 30 Jahre alt ist, niemals vermuten. Eine unglaublich talentierte Erzählerin hat hier ihren Debütroman vorgelegt. Eines der besten Bücher zum Thema Großmutter-Mutter-Tochter-Beziehung.

Brigitte Hort, Eitorf