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Autor
Camilleri, Andrea

Die Inschrift

Untertitel
Roman. Aus dem Italienischen von Annette Kopetzki
Beschreibung

Lokale Berühmtheiten – Politiker, Künstler, Mäzene – sind nach ihrem Tod angemessen zu ehren. Dieses fast schon universelle, in jedem Fall aber sehr alte Prinzip gilt in Groß- wie Kleinstädten und führt, wie überall, wo Menschen zusammenleben und sich über etwas einig werden müssen, häufig zu mehr oder weniger erbitterten Streitereien. Was aber tun, wenn unangenehme Erkenntnisse über die oder den Verstorbenen auftauchen, die die „Ehre“ des zu Ehrenden in Zweifel ziehen?

Andrea Camilleri hat mit Die Inschrift eine Erzählung vorgelegt, die so geschliffen, so bitterböse und so unglaublich komisch ist, dass man bei der Lektüre Taschentücher zur Hand haben sollte, um sich die Lachtränen aus den Augen zu wischen.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Kindler Verlag, 2018
Format
Gebunden
Seiten
80 Seiten
ISBN/EAN
978-3-463-40676-3
Preis
14,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Andrea Camilleri wurde 1925 in Porto Empedocle, Sizilien, geboren. Er ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur und lehrte über zwanzig Jahre an der Accademia d’Arte Drammatica Silvio D’Amico. Seit 1998 stürmte jeder Titel des Autors die italienische Bestsellerliste. Mit seinem vielfach ausgezeichneten Werk hat er sich auch einen festen Platz auf den internationalen Bestsellerlisten erobert. Im Kindler Verlag sind etliche seiner Werke erschienen, zuletzt „Die Inschrift“ (2018). Andrea Camilleri ist verheiratet, hat drei Töchter, vier Enkel und lebt in Rom.

Zum Buch:

Lokale Berühmtheiten – Politiker, Künstler, Mäzene – sind nach ihrem Tod angemessen zu ehren. Dieses fast schon universelle, in jedem Fall aber sehr alte Prinzip gilt in Groß- wie Kleinstädten und führt, wie überall, wo Menschen zusammenleben und sich über etwas einig werden müssen, häufig zu mehr oder weniger erbitterten Streitereien. Was aber tun, wenn unangenehme Erkenntnisse über die oder den Verstorbenen auftauchen, die die „Ehre“ des zu Ehrenden in Zweifel ziehen? Vor allem, wenn – wir befinden uns in Italien im Jahr 1940 – der prominente Verstorbene namens Emanuele Persico fast schon ein persönlicher Freund des Duce war oder sich zumindest dafür hielt und dazu nach einem Streit mit einem politischen Gegner den Herzanfall erlitt, der ihm – er war nicht mehr der Jüngste – das Leben raubte? Und wenn die Tröster seiner – sehr jungen – Ehefrau beim Duce persönlich schon eine Ehrenrente für sie herausgeschlagen haben, mit dem Hinweis, dass der Gatte ja – durch den Streit – quasi im Kampf für den Faschismus gefallen ist? Wenn sich dann aber herausstellt, dass es in dessen Vergangenheit einige politische und weniger politische schwarze Flecken gab, die sich mit der Inschrift auf dem Straßenschild – „Via Emanuele Persico – gefallen für die Sache des Faschismus“ – nicht so recht vertragen wollen? Dann werden Nachforschungen nötig, in deren Verlauf die Inschrift eben geändert werden muss – und geändert – und geändert …

Andrea Camilleri hat mit Die Inschrift eine Erzählung vorgelegt, die so geschliffen, so bitterböse und so unglaublich komisch ist, dass man bei der Lektüre Taschentücher zur Hand haben sollte, um sich die Lachtränen aus den Augen zu wischen. Das Buch ist ein kleines Meisterwerk, in dem jedes Wort sitzt und auf äußerst knappem Raum eine ganze Welt entsteht, die zwar einerseits zeitlich entfernt, andererseits aber höchst aktuell ist. Wie viel in diesem Büchlein steckt, wird einem erst klar, wenn man versucht, den Inhalt wiederzugeben. Denn dann kann man gar nicht mehr aufhören und entdeckt, wie viel auf diesen wenigen Seiten eigentlich erzählt wird. Mag sein, dass das den Verlag dazu bewogen hat, Die Inschrift als „Roman“ auszugeben, aber welche Gattungsbezeichnung man auch wählt: das Vergnügen, dieses Buch zu lesen, sollte man sich nicht nehmen lassen.

Irmgard Hölscher, Frankfurt a.M.