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Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war

Autor
Hochgatterer, Paulus

Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war

Untertitel
Erzählung
Beschreibung

Einen Zeitraum von nur vierzehn Tagen umfasst Paulus Hochgatterers neues Buch. Vom 14. März bis zum 1. April 1945 wird vom nahen Kriegsende in einem Dorf in der Nähe von Linz erzählt. Die Stadt wird bombardiert, und die Menschen suchen auf dem Land Zuflucht. So ist „Nelli“, wie sie genannt wird, vor einigen Monaten zur Bauersfamilie Leithner gekommen. Nach einem Bombenangriff, bei dem sie ihre Eltern und ihre Erinnerungen verloren hat.

Nach einem weiteren Luftangriff taucht plötzlich ein junger Russe mit einem eingerollten Bild unter dem Arm auf, ein geflohener Ostarbeiter, zu dem Nelli sich hingezogen fühlt. Als kurz danach eine kleine Gruppe deutscher Soldaten auftaucht, spitzt die Situation sich zu.
(asuführliche Besprechung unten)

Verlag
Deuticke Verlag, 2017
Seiten
112
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-552-06349-5
Preis
18,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Paulus Hochgatterrer, geboren 1961 in Amstetten/Niederösterreich, lebt als Kinderpsychiater und Schriftsteller in Wien. 2009 erhielt er den ersten EU-Literaturpreis und 2011 den Österreichischen Kunstpreis für Literatur.

Zum Buch:

Einen Zeitraum von nur vierzehn Tagen umfasst Paulus Hochgatterers neues Buch. Vom 14. März bis zum 1. April 1945 wird vom nahen Kriegsende in einem Dorf in der Nähe von Linz erzählt. Die Stadt wird bombardiert, und die Menschen suchen auf dem Land Zuflucht. So ist „Nelli“, wie sie genannt wird, vor einigen Monaten zur Bauersfamilie Leithner gekommen. Nach einem Bombenangriff, bei dem sie ihre Eltern und ihre Erinnerungen verloren hat.

Nelli versucht, sich in die Familie zu einzupassen, was nur teilweise gelingt. Sie beobachtet genau und macht sich ihre eigenen Geschichten aus dem, was sie sieht. „Du lügst“ sagt die eifersüchtige Tochter Antonia, die mutig ist und kein Blatt vor den Mund nimmt. Sie sagt auch: „Du frisst uns alles weg.“ Zu Laurenz, dem alten Bruder des Bauern, fasst Nelli ein tiefes Vertrauen.

Nach einem weiteren Luftangriff taucht plötzlich ein junger Russe mit einem eingerollten Bild unter dem Arm auf, ein geflohener Ostarbeiter, zu dem Nelli und Antonia sich hingezogen fühlen. Als kurz danach eine kleine Gruppe deutscher Soldaten auftaucht, spitzt die Situation sich zu.

Die Handlung wird von drei kurzen Einschüben unterbrochen, in denen von gewaltsamem Tod erzählt wird. Jeweils einmal in der Möglichkeitsform und dann noch einmal als „Zeugenbericht“, und es bleibt unklar, welche Version denn nun die „richtige“ ist. Sie sind mit dem Geschehen verwoben, und im Text sind feine Hinweise verstreut, deren Botschaften man zumeist erst im nachhinein richtig deuten kann.

Der Kinderpsychiater Paulus Hochgatterer ist ein Meister des Vagen, nicht Auserzählten, zum Äußersten verdichteten. Aber was nicht geschrieben ist, formt sich im Kopf des Lesers zu Bildern von großer Eindrücklichkeit. Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war ist ein Spiel mit Möglichkeiten. Was wahr ist oder erfunden, was erlebt und was erträumt, gleitet ineinander. Hier „stimmt“ nichts und letztlich alles, und wie daraus ein komplettes Bild davon entsteht, was Krieg jenseits großer Schlachten den Menschen antut und wie dabei Einzelne über sich selbst hinauswachsen können, ist großartig. Das sollte man unbedingt lesen – am besten gleich zweimal.

Ruth Roebke, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt