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Die Freiheit in der Liebe

Autor
Fourier, Charles

Die Freiheit in der Liebe

Untertitel
Ein Essay. Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. Vorwort von Margarete Stokowski
Beschreibung

Es gibt wohl keine Epoche, die nicht von einer besseren Zukunft träumt und einen dieser Träume – aus der Feder des Sozialutopisten Charles Fourier – hat die Edition Nautilus nun wieder aufgelegt: Die Freiheit der Liebe.

Fouriers Gedanken sind nicht umsonst erstmals Ende der 1960er Jahre publiziert worden und sind nicht nur anregend, sondern auch äußerst amüsant zu lesen.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Edition Nautilus, 2017
Seiten
160
Format
gebunden
ISBN/EAN
978-3-96054-055-7
Preis
26,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Charles Fourier, geboren 1772 in Besançon, gestorben 1837 in Paris, Sozialutopist und scharfer Kritiker des Frühkapitalismus. Seine Schriften haben zahlreiche utopische Gemeinschaften und Sozialexperimente inspiriert.

Zum Buch:

Es gibt wohl keine Epoche, die nicht von einer besseren Zukunft träumt, und wer sich für Sozialutopien interessiert, der ist die letzten Monate gleich mehrfach beglückt worden. Da ist zum einen Uwe Timms Roman Ikarien, dessen Titel sich auf eine solche sozialutopische Siedlung im Amerika des 19. Jahrhunderts bezieht. Da ist zum anderen das wunderbare Kapitel über die Sozialutopien im 19. Jahrhundert, das in Vittorio Lampugnanis Publikation zur Stadt von der Neuzeit bis zum 19. Jahrhundert erschienen ist. Und schließlich ist im Nautilus Verlag aus der Feder eines solchen Utopisten ein Essay wiederaufgelegt worden: Charles Fouriers Die Freiheit der Liebe.

Darin untersucht Fourier einerseits unsere Vorstellungen von Liebe, andererseits die architektonischen Konstruktionen, in denen diese gesellschaftlich akzeptierten Liebeskonzepte ihren Ausdruck finden. An diesem Punkt überschneidet sich sein Essay über die Liebe mit seinen Planungen zu einer idealen Stadt, die er Phalanx nannte, denn hier wie da greift er das Konzept des isolierten Haushaltes und damit auch das Einfamilienhaus an, das gekoppelt ist mit dem bürgerlich akzeptierten Modell der Liebe: der lebenslangen, monogamen Ehe.

„Konnte das (starke Geschlecht)“, fragt Fourier, „etwas Besseres erfinden als den isolierten Haushalt und die unauflösliche Ehe, um die Liebesbeziehungen und die Sinneslust mit Langeweile, Käuflichkeit und Falschheit zu vergiften? … Und was soll man von einer Einrichtung halten, die das starke Geschlecht, das sie geschaffen hat, unterdrückt und für das schwache Geschlecht noch erdrückender ist, das sich nicht einmal beklagen darf?“ Fouriers Konsequenz daraus ist nicht nur die Abschaffung der Ehe, sondern auch gleich der ganzen Familie. Offensichtlich sei doch, „dass die Kinder im Haushalt nur schreien, zanken und jede Arbeit verweigern“.

Man muss nicht gleich zur Umsetzung des Gesamtkonzepts schreiten –Uwe Timms Ikarien beschreibt eindrücklich, in welchem Horror Ideologien enden –, dennoch sind Fouriers Gedanken in vielen Punkten noch so aktuell wie vor 200 Jahren und nicht umsonst erstmals Ende der 1960er Jahre publiziert worden. „Der soziale Fortschritt vollzieht sich entsprechend den Fortschritten in der Befreiung der Frau, und der Verfall der Gesellschaftsordnung vollzieht sich entsprechend der Abnahme der Freiheit der Frau.“ Fouriers Ideen sind nicht nur anregend, sondern auch äußerst amüsant zu lesen. Sie enden in dem kuriosen Kapitel: Die ehrbare Orgie.

Ines Lauffer, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt