Zum Buch:
Norman ist gerade einmal 11 Jahre alt, als die Cesna, in der er mit seinem Vater und dessen Freundin Sandra unterwegs ist, am Ontario Peak in den San Bernardino Mountains in Kalifornien zerschellt. Der Pilot und sein Vater sind sofort tot, Sandra stirbt wenige Stunden später. Nur Norman wird dem eisigen Tod auf über 2500 Metern Höhe entkommen und das rettende Tal erreichen.
Knapp 30 Jahre später hat Norman Ollestad ein beeindruckendes Buch über diese Katastrophe und sein Überleben geschrieben. Kapitel, in denen der 11jährige Junge minutiös von seinem Überlebenskampf berichtet, wechseln ab mit Erinnerungen an eine nicht immer einfache Kindheit in Malibu: Die Eltern sind geschieden, Norman lebt mit seiner Mutter und ihrem Freund in einem Haus direkt am Meer. Surfen, Eishockey spielen und Skifahren, alles stets mit vollem Einsatz und höchstem Risiko, immer bis an die physischen Grenzen und gelegentlich auch darüber hinaus, das ist es, was sein Vater von ihm erwartet und wozu er Norman antreibt. Bereits mit 4 Jahren fährt der Junge Ski auf steilen, vereisten Pisten und surft auf gefährlichen Wellen. Es ist eine harte Schule, und er ist wegen der an ihn gestellten Erwartungen und des latenten Drucks nicht immer glücklich. Norman liebt seinen Vater über alles, bewundert ihn und vertraut ihm, hasst ihn manchmal auch. Er eifert ihm nach, möchte auch so draufgängerisch, beliebt und unbeschwert sein wie der väterliche Held. So manches Mal überfordert, gelingt es Norman trotzdem meist, seine Angst zu überwinden und Höchstleistungen zu vollbringen.
Bis Ollestad sich im Stande fühlt, sein Trauma zu bearbeiten, hat es 27 Jahre gebraucht: Er überwindet seine Angst und fliegt mit einem Freund die Katastrophen-Strecke von damals nach. Anhand der Protokolle der Flugüberwachung rekonstruieren sie den genauen Hergang des Unfalls.
Süchtig nach dem Sturm ist ein spannendes, eindrucksvolles und ungemein lesenswertes Buch, das ich mit zwei Zitaten für sich selbst sprechen lassen möchte. Das erste lautet: Mein Dad hat mich viele Dinge tun lassen, für die er heute verhaftet würde. Das zweite: Ich wusste, dass es die Dinge waren, denen er mich ausgesetzt hatte, die mir das Leben gerettet hatten.
Ralph Wagner, Y-Buchladen und Café, Frankfurt