Belletristik

Drucken

Buchempfehlung Belletristik

Autor
Ott, Karl-Heinz

Endlich Stille

Untertitel
Roman
Beschreibung

Der Roman handelt von den verheerenden Konsequenzen, die sich ergeben können, wenn man einen Fremden nicht im entscheidenden Augenblick wieder loswird. Er erzählt davon, wie sich der Alltag eines Menschen in kürzester Zeit fatal verändern kann. Ohne dass die Beteiligten spüren, auf welches Verhängnis sie sich zubewegen, nehmen die Dinge ihren Lauf. Ein wunderbar abgründiger Roman, dessen Komik aus dem Schrecken stammt und dessen Musikalität die Ereignisse bis zuletzt in der Schwebe hält.

Verlag
Hoffmann & Campe, 2005
Format
Gebunden
Seiten
206 Seiten
ISBN/EAN
978-3-455-05830-7
Preis
17,95 EUR

Zum Buch:

Sicherlich ist Ihnen das auch schon einmal passiert: Sie gehen gemächlich die Straße entlang, stehen vor einem Gebäude oder mitten auf einem belebten Platz, und Sie denken an nichts spezielles, und plötzlich, aus heiterem Himmel, werden Sie von einer wildfremden Person angesprochen. In den meisten Fällen wird es sich dabei um jemand handeln, der nach der Uhrzeit fragt, oder vielleicht ist es ein Tourist, der sich verlaufen hat. Im unliebsamsten Fall wird es ein Obdachloser sein, der Sie um einen Euro angeht. Jedem passiert das hin und wieder, es ist ja auch keine große Sache. Was aber könnte geschehen, wenn der Mensch ohne Armbanduhr, der verlorengegangene Tourist oder der Bettler sich nicht so einfach abschütteln ließe? Genau das geschieht dem Erzähler von Karl-Heinz Otts zweitem Roman Endlich Stille. Der Titel ist Programm. Der Erzähler, ein Spinoza-Experte und Professor an der Universität von Basel, steht mit seinem Koffer vor dem Straßburger Bahnhof. Er verliert sich in Erinnerungen an vergangene Ausflüge, die er hierher unternommen hat, gemeinsam mit Marie, seiner großen Liebe; doch die hat ihn erst kürzlich verlassen. Und dann, wie aus dem Boden gewachsen, steht da plötzlich dieser Fremde neben ihm, der ihn ganz unbefangen anspricht. Mehr noch: Er überschüttet ihn geradezu mit seinem Redeschwall, ohne Punkt und Komma schwatzt er drauflos, redet über die Musik Schuberts, über eine in Zürich lebende Nutte aus Kamerun, über den Berg Athos, über Selbstmordphantasien und so weiter und so fort. Dem Professor wird schwindlig vor lauter Einzelheiten und er läßt sich überreden, erst einmal gemeinsam in dasselbe Hotel abzusteigen und anschließend mit dem geschwätzigen Fremden auch noch Essen zu gehen. Die Freundschaft, die dabei entsteht, ist nicht echt, denn sie ist ebenso einseitig wie der Monolog, mit dem der Fremde den Erzähler schlechterdings niederknüppelt. Zunächst läßt der Professor den Mann noch gewähren, er ahnt ja nicht, was für Tricks er sich bald darauf schon einfallen lassen muß, um den ungebetenen Gast wieder loszuwerden, der jetzt schon bei ihm wohnt, gar die Ferien mit ihm verbringt. Er sieht nur einen möglichen Ausweg, dann wird endlich Stille sein. Karl-Heinz Ott ist mit seinem zweiten Roman eine brisante Berg- und Talfahrt über die Toleranz gelungen, gespickt mit höchstem sprachlichen Niveau und bitterer Situationskomik. Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln Über den Autor: Karl-Heinz Ott wurde 1957 in der Nähe von Ulm geboren. Er studierte Philosophie, Germanistik und Musikwissenschaft. 1998 erhielt er für sein Romandebüt Ins Offene den Hölderlin-Preis.