Zum Buch:
„Sie sind die erste und unerlässliche Bedingung meines Glücks“, schreibt Ferdinand Lassalle in einem seiner innigsten Briefe an die 20 Jahre ältere Gräfin Sophie von Hatzfeldt. Als sich die beiden in Berlin zum ersten Mal begegnen, ist die Gräfin noch Gattin des reichsten Mannes im deutschsprachigen Raum. Ausgerechnet sie wird ein ganzes Leben lang Angebetete und Seelenverwandte, Gesprächs -und Diskussionspartnerin des späteren Präsidenten des ersten sozialdemokratischen Arbeitervereins sein. Die Geschichte dieser Liebe ist auch die Geschichte der Auflehnung gegen bestehende gesellschaftliche Verhältnisse, und mit Renate Feyls neuem Roman taucht man tief in die Zeit dieser Umwälzungen ein.
Der Scheidungsprozess Hatzfeldt gegen Hatzfeldt verspricht das gesellschaftliche Ereignis des 19. Jahrhunderts zu werden. Kein Jurist hat sich bislang getraut, die Gräfin zu vertreten, bis der junge Lassalle sein Studium abbricht, um mit Verve und Esprit für die Freiheit Sophie von Hatzfeldts zu kämpfen. Lassalles hitziges Gemüt wird den von der Arbeiterschaft gefeierten Philosophen mehr als einmal ins Gefängnis bringen. Und die Gräfin wird in vielen Abendstunden am Kamin bei gemeinsam gerauchten Zigarren versuchen, den Übermütigen wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. Doch die Synergie der beiden, die die Notwendigkeit gesellschaftlichen Wandels sehen und dafür alle gesellschaftlichen Register zu ziehen in der Lage sind, wird die Arbeiter- und Frauenbewegung in ihrem revolutionären Geist ein gutes Stück voranbringen.
Die Besitzlosen zu organisieren, das war Ferdinand Lassalles Bestreben. Sophie von Hatzfeldt engagierte sich, um mehr Rechte für Frauen durchzusetzen. Renate Feyl hat den Zeitgeist der privaten wie öffentlichen Revolution dieses ungleichen Paares in einem funkensprühenden, atemlosen Roman eingefangen.
Susanne Rikl, München